Parodontitis erhöht Risiko einer Frühgeburt

Die Deutsche Parodontose-Hilfe fordert, dass schon bei der Familienplanung an die Zahngesundheit gedacht wird mit dreifacher Zielsetzung:

  1. Reduzierung des Frühgeburtsrisikos
  2. Karies- und Parodontose-Prophylaxe bei der Schwangeren selbst und
  3. Vermeidung der nachgeburtlichen Übertragung kariogener und parodontal-pathogener Keime aus der Mundhöhle der Mutter auf den Säugling und damit Karies- und Parodontose-Vorsorge für die nächste Generation.

Die Zahnärztinnen und Zahnärzte werden aufgefordert,

  1. ein ausführliches, ärztliches Gespräch über die Risikofaktoren der Frühgeburt zu führen.
  2. eine auf die Situation der Schwangeren abgestimmte Prophylaxe-Beratung durchzuführen, wobei die fachübergreifende Zusammenarbeit im Sinne einer integrierten Versorgung mit den Frauenärzten zwingend notwendig ist.

Parodontitiskeime und Schwangerschaftsdiabetes

Die systemischen Auswirkungen der Parodontitis werden in jüngerer Zeit verstärkt untersucht. Neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen steht auch der Schwangerschaftsdiabetes im Verdacht, durch parodonto-pathogene Keime ausgelöst zu werden.

US-amerikanische Forscher hatten 265 Schwangere untersucht. 22 von ihnen entwickelten im Verlauf der Schwangerschaft einen Schwangerschaftsdiabetes. Verglichen mit gesunden Schwangeren zeigten sie einen erhöhten Body-Mass-Index sowie einen höheren Anteil des Parodontitis-Markerkeims Tannerella forsythia im vaginalen Abstrich. Das ebenfalls erhöhte Level des C-reaktiven Proteins CRP deutet auf eine systemische bakterielle Infektion hin.

Parodontitis-Bakterien im Fruchtwasser

In verschiedenen Studien wurde in der Vergangenheit Parodontitis in Zusammenhang mit negativen Auswirkungen auf den Schwangerschafts- verlauf gebracht. Sowohl für eine Präeklampsie als auch für eine Frühgeburt und niedriges Gewicht wird eine Beteiligung der Parodontitis mitverantwortlich gemacht.

Eine chilenische Studie ist nun ein weiteres Glied in der Indizienkette: Leon et al. fanden die Parodontitis-Bakterien „Porphyromonas gingivalis“ sowohl in subgingivalen Proben als auch im Fruchtwasser von rund 30 Prozent der von ihnen untersuchten Schwangeren, bei denen eine Frühgeburt drohte. Da das Fruchtwasser das ungeborene Kind umgibt, können bakterielle Infektionen potentiell gefährlich für Mutter und Kind sein.

R Leon, N Silva, A Ovalle, A Chaparro, A Ahumada, M Gajardo, M Martinez, J Gamonal: Detection of Porphyromonas gingivalis in the Amniotic Fluid in Pregnant Women With a Diagnosis of Threatened Premature Labor;
Journal of Periodontology (2007) 78: 1249-125