Welche Faktoren spielen bei der Entwicklung einer Parodontitis eine wesentliche Rolle?

Parodontitis ist eine komplexe Erkrankung des Zahnhalte-Apparates, zu deren Entstehung und Verlauf viele Faktoren beitragen. Allgemein kann man sagen dass das Verhältnis der Bakterien in unserer Mundhöhle zu unserem Immunsystem gestört ist, was zu Entzündungsreaktionen führt. Die Bakterien in unserer Mundhöhle gehören aber zu unserem Organismus ebenso wie Darmbakterien,. Stimmt die Ökologie der Mundhöhle, schützen sie uns z.B. vor Pilzinfektionen. Die wichtigsten Faktoren, die diese Ökologie der Mundhöhle stören, sind mangelnde Mundhygiene, Nikotinkonsum und ein schlecht eingestellter Diabetes. Alle anderen Faktoren sind i.d.R. nachgeordnet.

Eine Parodontitis heilt nie mehr völlig aus – stimmt diese Aussage?

Von allein heilt eine Parodontitis nicht aus. Wird eine Parodontitis-Therapie durchgeführt, gelingt es, entzündungsfreie Verhältnisse herzustellen. Allerdings wird der bereits zerstörte Anteil des Zahnhalte-Apparates nicht wiederhergestellt. Daher ist es wichtig, eine Parodontitis möglichst früh zu erkennen und zu behandeln. Außerdem bleibt das Erkrankungsrisiko bestehen, so dass die Erkrankung wieder auftritt bzw. weiter fortschreitet, wenn nicht eine intensive Nachsorgetherapie angeschlossen wird. Sie ist die wichtigste Voraussetzung für einen dauerhaften Therapie-Erfolg.

Hilft eine Parodontitis-Behandlung auch der Allgemeingesundheit?

Häufig senkt eine erfolgreiche Parodontitis-Therapie nachweislich das Risiko z.B. an einer Endokarditis (Entzündung der Herzinnenhaut) zu erkranken. Gleiches gilt für eine Lungenentzündung, vor allem bei Bettlägerigen und Menschen mit stark geschwächtem Immunsystem. Eine Parodontitis tritt oft auch gemeinsam mit Gefäßerkrankungen und Schwangerschaftskomplikationen auf.  Bis heute konnte aber nicht bewiesen w erden, dass eine Parodontitis-Therapie das Risiko dieser Erkrankungen wirklich senkt. Ein Diabetes wird ebenfalls ungünstig durch eine Parodontitis beeinflusst. Die Reaktionen der Patienten auf eine Parodontitis-Therapie bez. ihrer Blutzuckerwerte sind sehr unterschiedlich und reichen von großen Verbesserungen bis zu Verschlechterungen der Werte.

Daher sollte die Parodontitis-Behandlung bei diesen Patienten immer in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen, damit man auf veränderte Situationen reagieren kann. Ungeachtet dessen belastet eine chronische Entzündung immer den Gesamtorganismus und sollte behandelt werden.

Dr. med. dent. Wolfgang H. Koch
 

Ganzheitliche ZahnMedizin, Cranio- faziale- Orthopädie, Umwelt-ZahnMedizin und Parodontologie, Dr. Koch & Partner, Herne www.praxis-dr-koch.de, Jameda Profil