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Category Archives for "Parodontose News"

Zahnzwischenraum – oft vernachlässigt

Auf Zähnen, Zahnfleisch und Zunge siedeln mehr als 700 Bakterien-Arten.

Die meisten Keime sind harmlos oder sogar nützlich. Manche können jedoch großen Schaden anrichten – wenn die Mundhygiene vernachlässigt wird.

Ein Platz für Keime: Unsere Mundhöhle bietet Bakterien ein wahres Schlaraffenland. Tropische Temperaturen, ständige Feuchte, zahllose Schlupfwinkel zwischen den Zähnen und auf der Zunge sowie regelmäßige Mahlzeiten sorgen für eine Bevölkerungsexplosion – täglich wachsen zwischen Lippen und Rachen Milliarden von Mikroorganismen heran. Auf ihren Siedlungsflächen bilden die Bakterien einen so genannten Biofilm: Dieser führt zur Zahnfleischentzündung.

Wenn es beim Putzen blutet

Typisches Symptom einer Zahnfleischentzündung ist rotes, geschwollenes und empfindliches Zahnfleisch, das beim normalen Putzen oder bei der Anwendung von Zahnseide oder Zwischenraumbürstchen blutet. Auch ein anhaltend schlechter Atem oder unangenehmer Geschmack im Mund sind häufig Folge einer Zahnfleischentzündung. Wird nichts gegen die Gingivitis unternommen, kann sie sich zur Parodontitis verschlimmern: Die Entzündung breitet sich im gesamten Zahnbett aus und greift schließlich sogar den Knochen an – die befallenen Zähne verlieren ihren Halt.

Zahnzwischenräume nicht vergessen

Ohne Unterstützung von außen haben die Abwehrzellen nur geringe Chancen, dem Ansturm der Erreger dauerhaft standzuhalten. Die Bürste bringt’s: Wird der Belag am Zahnfleischsaum konsequent mechanisch attackiert, klingt eine Gingivitis schon nach wenigen Tagen wieder ab. Unterstützend hilft der Zahnarzt – bei einer professionellen Zahnreinigung in der Praxis werden alle Beläge und damit die Auslöser von Zahnfleischentzündungen gründlich beseitigt. Um einer erneuten Infektion vorzubeugen, kommt es ganz entscheidend darauf an, bei der täglichen Mundhygiene auch an die Zahnzwischenräume zu denken. Sie werden jedoch viel zu oft vergessen.

Zahnseide

Ist das Zahnfleisch noch nicht zurückgewichen und stehen die Zähne normal nebeneinander, ist Zahnseide das Hilfsmittel der Wahl, um Beläge aus den Zwischenräumen zu entfernen. Für Ungeübte und bei eng stehenden Zähnen erleichtert gewachste Zahnseide das Einführen.

So wenden Sie Zahnseide richtig an

img_24072011Für die richtige Handhabung von Zahnseide braucht man etwas Übung: Schneiden Sie ein rund 50 Zentimeter langes Fadenstück von der Rolle ab. Wickeln Sie beide Enden jeweils so um den Mittelfinger, dass Sie in der Mitte ein etwa fünf Zentimeter langes Stück über die Daumen oder Zeigefinger spannen können. Drücken Sie den aufgespannten Faden vorsichtig in einen Zahnzwischenraum und polieren Sie dann die Innenflächen rechts und links, indem Sie die Zahnseide behutsam und nicht mit Druck vier bis fünf Mal an beiden Zähnen auf und ab bewegen. Gleiten Sie dabei vorsichtig auch bis unter den Zahnfleischsaum. Zur Reinigung im Oberkiefer hat sich das Aufspannen der Zahnseide zwischen Daumen und Zeigefinger bewährt. Zum Säubern der unteren Zahnreihe spannen Sie den Faden besser über beide Zeigefinger. Für jeden Zwischenraum sollte ein frisches Fadenteilstück verwendet werden.

Kleine Bürstchen, große Wirkung

Sind die Zahnzwischenräume bereits größer, werden sie am besten mit Interdentalbürstchen gesäubert. Ihre mikrofeinen Borsten sind bezüglich der Effektivität allen anderen Hilfsmitteln zur Reinigung der Zahnzwischenräume überlegen. Interdentalbürsten sind im Prinzip leicht anzuwenden – einfach behutsam in den Zwischenraum einführen und vorsichtig mehrfach hin und her bewegen.

Ist eine Parodontitis-chronica als odontogenes Herdgeschehen zu bezeichnen?

Die Entzündung des Zahnfleisches kann ähnlich wie pulpatote Zähne (Parodontitis apicalis) als odontogenen Herdgeschehen betrachtet werden. Die klinische Diagnostik war bisher nur beim vorliegen der klassischen Entzündungszeichen möglich. Ein immunologischer Test erlaubt es jetzt den parodontalen Gewebeaufbau zu diagnostizieren, noch bevor klinische Zeichen sichtbar werden.

Innerhalb der Gruppe der körpereigenen Matrix-Metalloproteinasen stellt die aktive Matrix-Metalloproteinase (aMMP-8) ein Enzym dar, dass – als Immunantwort des Körpers auf den schädigenden bakteriellen Reiz – jetzt ohne großen Aufwand zuverlässig nachgewiesen werden kann. Der PerioMarker aMMP-8 Schnelltest nutzt diese Möglichkeit.

img_parodontitis_frueherkennungstestIn einem direkt am Behandlungsstuhl durchführbaren Testverfahren ist es machbar, die biochemisch nachweisbare aMMP-8-Konzentration festzustellen. Als binärer, also als klar interpretierbarer „Ja/Nein“-Test ausgelegt, lässt dieses Prüfverfahren eine qualitative Messung des über die Sulkusflüssigkeit im Speichel momentan vorherrschenden aMMP-8-Wertes zu. Mit einem testspezifischen Schwellenwert von 25 ng/ml deckt dieser Test Werte auf, die das physiologische, Maß der oral vorliegenden aMMP-8 deutlich überschreiten.

Frühwarnsystem

Die besondere Bedeutung des chairside durchführbaren Schnelltests liegt in der Erkennnis, dass die klinische Befundung der Zustands marginaler Parodontien keine Frühwarnsysteme für den immuno- inflammatorischen Gewebeabbau sind. Sie erfassen die Destruktionen nur nachträglich. Dazu kommt: Weder durch Sondenuntersuchung noch durch Röntgendiagnostik lassen sich die tatsächlich aktuell ablaufenden, frühen Hart- und Weichgewebe zerstörenden Entzündungsprozesse feststellen. Insbesondere die in bestimmten Zeitabständen wiederholte Auslotung der bestehenden Zahnfleischtaschentiefen (im Rahmen der Erhebung des Parodontalbefundes) gibt bei unauffällig schleichend verlaufenden Gewebeverlusten keine wirkliche Auskunft über den tatsächlich fortschreitenden Destruktionsprozess im marginalen Parodontium. Ein odontogenes Herdgeschehen aussgehend von einer Parodontitis marginalis ist also werder klinisch noch röntgenologisch verifizierbar. Der aMMP-8-Test schliesst diese Diagnoselücke.

Quelle: Wolfgang H. Koch Dr. med. dent. Präsident Deutsche Parodontose-Hilfe e.V.

Wie wirken Zigaretten auf das Zahnfleisch?

Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass sich die Tabak-Inhaltsstoffe sowohl auf das Zahnfleisch als auch auf die Immunabwehr und die bakterielle Zusammensetzung der Parodontitis auswirken. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass der Tabakkonsum die Empfänglichkeit für Parodontalerkrankungen über die Beeinflussung der Gene verändern kann. Dabei handelt es sich nicht um einfache Infekte sondern vielmehr um eine vielschichtige Beeinflussung unterschiedlicher Zell- und Gewebefunktionen. Liegt bei den Rauchern zusätzlich noch ein Gendefekt vor, der zur Überproduktion eines entzündungsvermittelnden Botenstoffes führt, ist die Gefahr von Zahnverlust durch Parodontitis erhöht.

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DPH-Rat

Lassen Sie sich von Ihrem Zahnarzt ein Programm zur Raucherentwöhnung vorstellen. Falls Sie sich das Rauchen nicht abgewöhnen wollen, sind zeitlich engmaschige professionelle Prophylaxemaßnahmen zwingend notwendig.[/box]

Zahnbürsten: Elektrisch oder per Hand?

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass, im Rahmen der häuslichen Zahnpflege, in der Regel keine optimale Zahnreinigung erreicht wird. Aus diesem Grunde greifen immer mehr Patienten zur elektrischen Zahnbürsten.

Grundsätzlich steht fest: mit richtiger Technik und entsprechend viel, Ausdauer können wir unsere Zähne mit einer Handzahnbürste richtig reinigen, aber wer tut das schon? Im Vergleich zu Handzahnbürsten haben elektrische Zahnbürsten immer noch mit dem Vorteil zu kämpfen, dass sie die tägliche Mundpflege zwar einfacher gestalten, aber keinen Vorteil hinsichtlich der Reinigung aufweisen. Aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen beweisen jedoch das Gegenteil: Besonders für Putzmuffel sind elektrische Zahnbürsten im Vergleich zu Handzahnbürsten von Vorteil.

Bei elektrischen Zahnbürsten gibt es 2 Produktklassen

Elektrische Zahnbürsten der neuen Generation können grob in 2 Kategorien eingeteilt werden. Zum einen sind das Geräte mit runden (rotierenden, oszillierenden) Bürstenköpfen. Das Spitzenmodell dieser Kategorie ist das Produkt von Braun Oral B. Die zweite Kategorie umfasst die sog. schallaktiven (mit schwingendem Bürstenkopf) Zahnbürsten, z.B. der Firma Phillips (Sonycare).

Mehrere klinische Studien haben gezeigt, dass sowohl die Geräte mit rotierenden-oszillierenden Köpfen als auch mit schallaktiven Zahnbürsten einer konventionellen Handzahnbürste signifikant überlegen sein können. Aber auch bei diesen Geräten ist die richtige Putztechnik sowie die Dauer des Zähneputzens ausschlaggebend. Auch hier gilt, je länger, desto sauberer. Da wir aber häufig dazu neigen, die Putzzeit zu unterschätzen, haben die elektrischen Zahnbürsten einen sog. Timer. Er erzieht uns zur Einhaltung der vorgegebenen Putzzeit. Grundsätzlich ist es auch bei der elektrischen Zahnbürste wichtig, dass jeder Zahn einzeln bearbeitet wird, und der Bürstenkopf exakt entlang des Zahnfleischsaumes zu führen ist. Außerdem sollten alle Flächen des Zahnes gereinigt werden. Besonders bei der Reinigung von Zahnnischen und Zwischenräumen haben die rotierenden Bürsten manchmal Vorteile. Die schallaktiven Zahnbürsten sind in der Anwendung weniger anspruchsvoll. Sie werden wie eine Handzahnbürste am Zahnfleisch angesetzt und reinigen, aufgrund ihrer Größe, in der gleichen Zeit einen größeren Bereich. Dafür sind Zahnnischen schlechter zu erreichen.

Für beide Bürstentypen gilt also: Es kommt auf die richtige Technik an. Die rotierend-oszillierenden Köpfe sind für den geschickten Benutzer geeignet, während schallaktive Bürsten für die Patienten sinnvoll sind, die ihre Zahnpflege weniger intensiv betreiben.

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DPH-Rat

Lassen Sie sich von Ihrem Zahnarzt oder von Ihrer Mundhygienikerin raten, welche Zahnbürste und Technik für Sie am besten geeignet ist.[/box]

Weitere Informationen: Prof. Dr. Michael Noack zum Zahnbürsten-Test der Stiftung Warentest

Beziehung zwischen Osteoporose und Parodontose

Zahnfleischschwund bedingt durch Wechseljahre?

Frauen in und nach der Menopause haben ein erhöhtes Risiko, an Osteoporose zu erkranken. Zu den typischen Folgen gehören u.a. Veränderungen im Knochengewebe. Das kann sowohl die Verringerungen in der Knochendichte als auch den Mineralgehalt der Knochen betreffen.

In fortgeschrittenen Studien kann Osteoporose u.a. zu Knochenbrüchen führen. Möglicherweise gehört zu ihren Folgen aber auch die stärkere Neigung zu Erkrankungen des Zahnfleisches. Das legen die Ergebnisse einer Studie der Wiener Universitäts-, Frauen- und Zahnklinik nahe, die auf der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe vorgestellt wurde.

img_27012011An der Untersuchung nahmen 36 Frauen in den Wechseljahren und im Alter von 48 bis 76 Jahren teil. Bei allen Teilnehmerinnen wurde der Mineralgehalt der Knochen bestimmt. Wenn er noch über 80 % lag, fanden sich bei nur wenigen Frauen (unter 10 %) schwere Formen der Parodontose. War der Mineralgehalt der Knochen jedoch aufgrund von osteoporotischen Prozessen bereits auf unter 80 % gesunken, hatten rund die Hälfte der Teilnehmerinnen sehr starke Entzündungen des Zahnfleisches.

Bestätigt sich die Beziehung zwischen Parodontosen und Osteoporose, dann gibt es vielleicht auch über deren Vorbeugung und Behandlung einen Weg zur Beseitigung oder zumindest zur Verminderung von Zahnfleischerkrankungen. Bekannt ist, dass zu den Ursachen von Osteoporose u.a. die Veränderung im weiblichen Hormonhaushalt in den Wechseljahren gehört, die sich allein auf den Knochenstoffwechsel auswirken kann. Entsprechend können Hormongaben in Form von Östrogenen die Entwicklung von osteoporotischen Prozessen in dieser Lebensphase deutlich verringern bzw. verlangsamen.

Die österreichischen Forscher wollen nun überprüfen, ob Östrogengaben ggf. auch zur Vorbeugung von Erkrankungen des Zahnfleisches beitragen können. Bevor diese Frage jedoch geklärt ist, kann man allen Frauen in den Wechseljahren und danach regelmäßige Kontrollbesuche beim Zahnarzt empfehlen. Neben den Zähnen sollte dann immer auch das Zahnfleisch sorgfältig untersucht werden.

Quelle: Wolfgang H. Koch Dr. med. dent. Präsident Deutsche Parodontose-Hilfe e.V.

Klimakterium: Östrogene helfen gegen Zahnausfall

Frauen, die nach den Wechseljahren mit Östrogenen behandelt werden, behalten mehr Zähne im Mund. Dies ergab eine Untersuchung der University of Southern California an 4.000 Frauen. Die dort untersuchten Frauen, die wegen Osteoporose mit Östrogenen versorgt wurden, waren zu 36 % weniger von Zahnlosigkeit betroffen als andere. Kompletter Zahnersatz war bei diesen Frauen dementsprechend seltener nötig.

Quelle: zm 87, Nr. 19

Schnelltest zur Parodontitis-Früherkennung

Krankmacher MMP-8-Enzyme

Zahnfleischbluten und damit die Parodontitis (Parodontose), ist ein Zeichen für eine allg. Entzündungsbereitschaft des Körpers. Patienten mit einer Parodontose haben eine erhöhte Entzündungsneigung. Sie neigen zu Gelenkentzündungen und Gefäßerkrankungen. Das Risiko für Früh- und Fehlgeburten ist erhöht, und selbst die durch Entzündung geprägte Alzheimer-Erkrankung tritt gehäufter auf.

Im Rahmen der Parodontitis wird – durch die sog. MMP-8-Enzyme – das Bindegewebe des Zahnfleisches abgebaut. Die Aktivierung der MMP-8 am Zahn kann gleichzeitig die Aktivierung dieser Enzyme in den Organen nach sich ziehen, was lebensbedrohlich werden kann.

img_parodontitis_frueherkennungstestEin in interdisziplinärer Zusammenarbeit entwickeltes Testverfahren zur Analyse des aktiven MMP-8-Enzyms im Mundraum ermöglicht erstmalig eine rechtzeitige Parodontitis-Diagnostik und verringert so das Risiko möglicher Folgeschäden.

Die Forscher um Prof. Timo Sorsa, Universität Helsinki, Finnland, entwickelten bereits in den 90-iger Jahren einen Antikörper zur Bestimmung der MMP-8-Werte. Mit der Entwicklung eines Testverfahrens für die Praxis kann dieser Test nun flächendeckend eingesetzt werden. Auch die Peri-Implantitis (Entzündung des Implantatbetts) beeinträchtigt die Allgemeingesundheit.

In nur wenigen Minuten misst dieser Parodontitis-Früherkennungstest direkt im Patientenspeichel, ob die MMP-8-Enzyme im Mundraum bereits aktiv sind, und sich dadurch das Risiko einer Parodontitis erhöht, und das bevor klinische Zeichen sichtbar sind. Meist ist in diesem Stadium der parodontale Gewebsabbau noch umkehrbar.

Quelle: Wolfgang H. Koch Dr. med. dent. Präsident Deutsche Parodontose-Hilfe e.V.

Warum die Parodontitis gefährlich ist

Die Zähne sitzen fest im Kieferknochen, glauben viele. Doch bei einer unbemerkten Entzündung des Zahnhalteapparates gibt es schnell den ersten Wackelkandidaten. Doch Sie und Ihr Zahnarzt können etwas gegen eine Parodontitis tun.

img_warum_parodontitis_gefaehrlich_istEs beginnt meist ganz harmlos ohne Schmerzen. Das Zahnfleisch rötet sich, schwillt an und blutet häufiger. Freunde oder der Partner machen einen vielleicht auf Mundgeruch aufmerksam. Doch irgendwann, oft ganz ohne Vorwarnung, passiert es: vollkommen gesunde Zähne lockern sich, bereiten Schmerzen und müssen gezogen werden oder fallen sogar aus. Die Rede ist von Parodontitis, einer Entzündung des Zahnhalteapparates. „Wenn die Zähne nicht regelmäßig vom Zahnarzt kontrolliert werden, bleibt diese Entzündung lange unbemerkt“, warnt Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer.

Warum die Parodontitis gefährlich ist (Download PDF/1,7 MB)

Quelle: Neue Apotheken Illustrierte, Seite 9

Jede Praxis sollte auch Parodontal-Spezialist sein

In keinem Fachgebiet der Zahnmedizin ist so viel Bewegung wie in der Parodontologie, was die wissenschaftlichen Fortschritte durch die Grundlagenforschung betrifft. Im Zeitalter der Biotechnologie stellt die Zukunft der rekonstruktiven Parodontologie besondere Herausforderungen. In keinem anderen Fach gilt aber so sehr auch – um mit den amerikanischen Kollegen zu sprechen: „The future is bright“.

img_01112010Fast 80 % aller Erwachsenen weisen eine Gingivitis auf, nur 15 % können mit entzündungsfreien parodontalen Verhältnissen strahlen. Mehr als 40 % der über 50-Jährigen leiden an einer Parodontitis mit flachen Zahnfleischtaschen (4 bis 5 mm), und mehr als 20 % an einer Parodontitis mit tiefen Zahnfleischtaschen (mehr als 6 mm). Mehr als 15 % aller Erwachsenen, also von 50 Millionen Bürgern immerhin 7,5 Millionen, weisen eine fortgeschrittene Parodontitis und damit eine wirklich gebotene Behandlungsbedürftigkeit auf.

Dagegen steht, dass nur ca. eine Million Fälle, also nicht einmal 15 % der an Parodontitis erkrankten Menschen, auf Kasse behandelt werden.

In keinem anderen Fachgebiet bleibt die Kooperation Arzt / Zahnarzt so sehr gefordert und nutzbringend für beide Seiten.

  • An erster Stelle der Morbiditäts- und Mortalitätsstatistiken der Industrieländer stehen Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit atherrosklerotischen Gefäßveränderungen und nachfolgenden thrombo-embolischen Komplikationen. Verschiedene epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass die Parodontitis ein unabhängiger Risikofaktor für Atherosklerose ist.
  • Rauchen ist der bedeutenste Risikofaktor für zahlreiche chronische Erkrankungen (kardiovaskuläre Erkrankungen, Erkrankungen der Atemwege, Krebserkrankungen der Lunge, de Mundhöhle, des Kehlkopfs und zahklreiche anderer Organe) und für Parodontitis.
  • Diabetes mellitus wirkt über vergleichbare Pathomechanismen als Risikofaktor (2- bis 5-fach) für die Parodontitis, wobei eine direkte Wechselwirkung zwischen beiden Erkrankungen besteht. Die Parodontitistherapie senkt (kurzfristig) den Hblc-Wert und erleichtert die Diabetes-Einstellung. Gut eingestellte Diabetiker reagieren wie Gesunde auf die Parodontitistherapie. Demgegenüber erhöht die fortschreitende (unbehandelte) Parodontitis die Insulinresistenz.

Beispiele, die aufzeigen, wie Arzt und Zahnarzt in der gemeinsamen Betreuung von Patienten zusammenarbeiten können. Wie sagt die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie (DGP): „Bei der Parodontitis ist nicht nur das Zahnbett erkrankt, sondern der Patient ist krank.“

Unter den aufgeführten Aspekten kommen der Prävention, der frühzeitigen Diagnostik und der Therapie der Parodontitis sowie dem Vermeiden von Spätfolgen mit hoher Erkrankungsprogression nicht nur aus zahnmedizinischer, sondern auch aus medizinischer und gesundheitsökonomischer Sicht höchste Priorität zu.

Wissenschaftlich befindet sich die Parodontologie an der Schwelle einer Revolution, die Eingang in die Praxen findet, eine neue Grundlage für die Versorgung der Patienten schafft und große Herausforderungen an den Zahnarzt als Behandler stellt. Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen, gehört ein besseres Verständnis der Wirkmechanismen zu den wichtigsten Themen der Zukunft. Parodontale Infektionen, die Attachmentverlust, Knochenverlust und systemische Entzündungen verursachen, können bestimmt und das Risikoprofil eines Patienten präzise ermittelt werden. Neue, vielversprechende Wege wurden gefunden, um bei individuellen Prädispositionen durch Interventionsmaßnahmen unterstützend einzugreifen. Mögliche Verbesserungen auf den Gebieten der Chirurgie, der Zellbiologie, der Molekularbiologie, der Gentechnik, der Biomaterialwissenschaft und Bioinformatik sowie des Tissue-Engineering werden zu einer echten Revolution auf dem Gebiet der Rekonstruktion parodontitisbedingter Defekte führen.

Die Parodontologie spielt in der Zahnheilkunde eine besonders wichtige Rolle, weil hier eben die Verantwortung des Zahnarztes als Arzt gefordert ist. Die Parodontitis ist meist keine auf den Zahn-, Mund- und Kieferbereich beschränkte Erkrankung, wie die vielen wissenschaftlichen Studien zeigen. Dies bedeutet einen gewaltigen Aufschwung, nicht nur für die Fachdisziplin Parodontologie, sondern vor allem für die Praxen, die sich verantwortungsbewusst dieser Aufgabe stellen. Sie bietet den Einstieg in eine neue Welt der Medizin für die Praxis.

Zähneputzen schützt auch die Gefäße

img_03102010Wer regelmäßig Zähne putzt, tut auch etwas für seinen Gefäßschutz. Das belegt eine aktuelle Studie aus London, wie die Ärztezeitung schreibt. Die Untersuchung brachte zutage, dass seltenes Zähneputzen mit einer erhöhten kardiovaskulären Erkrankungsrate assoziiert werden kann. In der Studie wurden fast 12.000 Männer und Frauen mit einem Altersdurchschnitt von 50 Jahren gefragt, wie oft sie ihre Zähne putzen. Heraus kam: Wer nur einmal am Tag seine Zähne putzt, hat ein 30 % höheres Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse. Wer noch seltener putzt, erhöht sein CV-Risiko sogar um 70 %. Verglichen wurde jeweils mit Personen, die zweimal täglich zur Zahnbürste greifen.

Die seltenere Zahnreinigung war auch mit einer erhöhten Sterberate in Folge einer kardiovaskulären Erkrankung verbunden. Sie war um 10 % erhöht bei einmaligem täglichem Putzen um 50 %, wenn seltener geputzt wurde. Mit dieser Studie wird erneut der Zusammenhang zwischen Zahngesundheit und Gefäßen gezeigt. Auch zwischen rheumatoider Arthritis und Parodontose wurde eine entsprechende Beziehung beschrieben.

Quelle: ZM 100, Nr. 14 A, 16.07.2010

Empfehlung der Deutschen Parodontose-Hilfe e.V.

Seit Jahrzehnten sind sie die Bonnie und Clyde des Interdentalraumes: Karius und Baktus ziehen von Zahn zu Zahn, ätzen Löcher hinein und verstecken sich darin, wenn man die Zähne nicht richtig putzt. So wurde und wird es Kindern erzählt. Doch nach einer Studie von britischen Wissenschaftlern muss nun umgedacht werden: Regelmäßiges Zähneputzen schützt nicht nur vor Karies, sondern auch vor Herzanfällen. Eltern sollten ihre Kinder also jetzt nicht mehr nur vor Karius und Baktus warnen, sondern auch vor Infarktus.

Parodontitisbehandlung mit ätherischen Ölen statt Antibiotika

Die Mundhöhle wird von unterschiedlichen Gewebsstrukturen gebildet. Auf diesen Grenzflächen lassen sich bis zu 700 verschiedene Bakterienarten finden. Sie befinden sich auf der glatten Zahnoberfläche in kariösen Zahnlöchern, in infizierten Wurzelkanälen, Zahnfleischtaschen, auf der Zunge und auch auf den Tonsillen.

Ursache und Therapie

Ursachen der Parodontitis sind nicht nur mangelnde Mundhygiene und Zahnsteinbildung, sondern auch Infektionen mit Mikroorganismen (Bakterien). Hierbei handelt es sich um eine Infektionskrankheit. Diese Mikroorganismen produzieren Entzündungsbotenstoffe. Hierdurch kommt es zu einer Entzündungsreaktion.

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Bereits 1996 konnte gezeigt werden, dass parodontale Erkrankungen das Frühgeburtsrisiko um das 7,5-Fache erhöhen. Vor diesem Hintergrund wird die Bedeutung einer schnellen und zuverlässigen Diagnostik der an der Parodontitis beteiligten Erreger ersichtlich. Werden diese Entzündungserreger nachgewiesen, müssen geeignete Therapien (Antibiotikabehandlung, Mundspüllösung mit ätherischen Ölen, Autovaccinbehandlung) durchgeführt werden.

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Der Einsatz ätherischer Öle in der Zahnheilkunde ist hinlänglich bekannt. So enthält das Mundwasser Listerine eine Kombination aus Alkohol und ätherischen Ölen. Diese sind jedoch im Vergleich zum enthaltenen Alkohol unterdosiert. Das Institut für Mikroökologie in Herborn hat als erstes Institut in Deutschland einen Test entwickelt, der neben dem Nachweis parodontalpathogener Erreger und der Empfehlung entsprechender Antibiotika auch eine Empfehlung und Austestung ätherischer Öle beinhaltet. Diese Austestung erfolgt analog einem Antibiogramm, so dass für jeden Erreger ermittelt werden kann, welches ätherische Öl am wirkungsvollsten ist. In der Apotheke lässt sich dann aufgrund des Befundes ein individuelles Mundwasser herstellen. Durch den Einsatz ätherischer Öle, die eine breite antibiotische Wirkung haben, kann auch dem Patienten eine wirkungsvolle Therapie angeboten werden, der auf Antibiotika verzichten möchte.

Parodontitis kann Sepsis auslösen

Eine schwere, lang anhaltende und nicht therapierte Parodontitis kann wie andere schwere Infektionen an Zähnen oder im Kieferkochen zu einer Blutvergiftung führen. Das sagte Privatdozent Dr. Christian Wrede, Chef des Interdisziplinären Notfallzentrums Charité Berlin, auf einer Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für innere Medizin in Berlin. Daher sei es besonders wichtig, Infektionen im Mundraum ernst zu nehmen und zügig fachgerecht zu therapieren.

Mit derzeit 110.000 Neuerkrankungen pro Jahr sei die Sepsis eine immer häufiger auftretende und in vielen Fällen letal verlaufende Erkrankung. Soweit der Verdacht einer Blutvergiftung besteht, sollte die Blutkultur für die Wahl des Antibiotikums Voraussetzung sein, so Wrede. Während für eine Sepsis vorwiegend Bakterien verantwortlich seien, müsse bei Immunsupprimierten Patienten auch an Viren oder Pilze gedacht werden.

Quelle: zm 100, Nr. 5 A, 01.03.2010